Die verschiedenen Verdachtsfälle von Misshandlung von behinderten Menschen in diversen Wohnheimen während der letzten Jahre haben auch die Lebenssituation und Unterbringung dieser Gruppe wieder in den Fokus gerückt. Wohnheime, oder wie ich sie nenne „Behindertenverwahranstalten“, mit bis zu acht BewohnerInnen pro Zimmer, die in österreichischen Bundesländern herumstehen, sind Welten von den Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention entfernt.
In diesem Zusammenhang klingt es wie eine Utopie, wenn mancherorts schon von Inklusion, also der Aufhebung des Behindertenbegriffs, gesprochen wird. Das ist Segregation, also die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung. Man kann davon ausgehen, dass sich unsere PolitikerInnen, welche die UN-Konvention 2008 ratifiziert haben, sich dieses Schriftstück vorher reingezogen zu haben. Da sie sich mit ihrer Unterschrift doch immerhin offiziell dazu verpflichten die unterschriebenen Forderungen in der österreichischen Gesetzgebung zu verankern.
Nun ist aber auch der Mut ebendieser PolitikerInnen gefragt. Den Menschen müssen Alternativen zu den „Verwahranstalten“ schmackhaft gemacht werden, auch wenn diese (kurzfristig) kostenintensiver für den Staat sind. Und vor allem braucht es den Mut diese Alternativen auch innerhalb einer Legislaturperiode zu realisieren. Nur diejenigen die SELBSTBESTIMMT in derartigen Wohnformen weiterleben wollen, können dies tun. Wohnheime dürfen aber auch für diese Menschen keine Verwahrung sondern ein möglichst eigenständiges Leben bieten! Über Alternativen müssen und sollen – auch unter Einbeziehung von Menschen mit Behinderung – bundesweite Gesamtkonzepte diskutiert, geplant und umgesetzt werden.
Die Verantwortlichen Österreichs müssen begreifen, dass es wenig Demokratieverständnis zeigt Entscheidungen ÜBER „die-da“ zu treffen OHNE „die-da“ miteinzubeziehen. Wenn dann „die-da“ mitsprechen dürfen sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, diese Ergebnisse dann auch zeitnah umzusetzen. Ist es leider nicht… Andererseits müssen auch „die-da“ lernen, dass es wenig zielführend ist, wenn jede Behindertenvertretung ihr eigenes Süppchen kocht. Sie müssen mit einer Stimme sprechen. Allgemein muss die gesamte Gesellschaft erkennen, dass absolut jede Misshandlung schärfstens verurteilt und bestraft werden muss, egal ob das Opfer behindert oder nicht behindert ist. Und ebenso endlich sehen dass jede Arbeit produktiv ist, auch wenn die Handwerkerin oder der Dienstleister eine Behinderung hat. Die „Behindertenbrille“, egal ob gut gemeint oder nicht, muss endlich abgesetzt werden – im Positiven wie im Negativen. Es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden!